Neuzugänge im Freiwald

Mit der Vollendung der provisorischen TAWES in Schwarzau im Oktober 2022, ging im Freiwald die 1. TAWES in Betrieb. Seit der Inbetriebnahme dominiert die Station fast täglich die österreichischen Temperaturcharts. Die Station zeigt, dass der Freiwald klimatisch recht speziell ist und ähnlich wie der Lungau oder das Arlberggebiet mehrere Station benötigt.

Liebenau-Gugu

Im April 2023 folgte mit einer neuen Wetterstation im Liebenauer Ortsteil Gugu solch eine Erweiterung. Im Süden reicht der Freiwald ins Mühlviertel. Die Positionierung im oberösterreichischen Teil bzw. in der Grenzregion Mühl-/Waldviertel ist also kein kompletter Zufall. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf der Temperaturmessung. Außerdem rückt die mediale Achillesferse der Schwarzauer Station in den Fokus. Gugu ist dichter besiedelt und kann mehr Infrastruktur vorweisen. Solche Faktoren sind für eine meteorologische Messung eigentlich irrelevant – in der meteorologischen Szene gibt es aber div. Spezialisten, die einige Zusammenhänge nicht verstehen und die Schwarzauer Messreihe immer wieder diskreditieren. Die Station sei speziell, ein Ausreißer oder Einzelfall – also eher sinnlos und für den Freiwald nicht repräsentativ. Das Liebenauer Vorhaben soll genau solche Zweifel ausräumen.

Seit geraumer Zeit fließen die Daten auch an Ubimet bzw. ORF. Die mediale Präsenz wird in den nächsten Monaten also zunehmen. Dank einiger günstiger Faktoren könnte Gugu vor allem im Winter noch tiefere Minima als Schwarzau hervorbringen. Der kommende Winter wird es zeigen…

Technisch gesehen ist die Liebenauer Station ein Einzelstück, das gezielt für den Einsatz im Freiwald konstruiert wurde. Die Stromversorgung funktioniert autark via. zwei Solarpanel. Die technische Architektur im Zusammenspiel mit der Batterie, sollte problemlos auch tiefe Temperaturen in den Wintermonaten überleben. Die Batterie wird mit abnehmender Ladung anfällig gegen Kälte und führt bei entsprechenden Temperaturen zum Stationsausfall. Sind die Solarpanels passend dimensioniert, wird die Station also frostsicher bleiben. Auch in diesem Fall wird der kommende Winter Antworten bringen…

Die Station ist aktuell keine reine TAWES, sondern eher eine Mini-TAWES oder hochwertige Teststation. Nach etwa zwei Jahren werden die gewonnen Daten analysiert und entschieden, ob eine permanente Station bzw. TAWES in Gugu einen Mehrwert für das österreichische Messnetz bietet.

Ein witziger Sidefakt:

In den 90er Jahren gab es bereits eine vollwertige TAWES in Liebenau. Nach 3 Jahren wurde die automatische Station wieder abgebaut und landete schlussendlich in Weitra. 🙂

Wetterstation Liebenau-Gugu; Blickrichtung Nord

TAWES Liebenau aus den frühen 90er Jahren

Oberlainsitz

Da derartige Temperaturen im Freiwald verbreitet auftreten, ist es auch nicht sehr schwierig weitere Standorte für “kalte” Stationen zu finden. Eine weitere mobile Station steht aktuell einige Kilometer südwestlich von Weitra in der Ortschaft Oberlainsitz. Durch eine vorgehende bzw. teils noch immer parallel laufende (private) Station ist die Ortschaft in der Szene bereits recht bekannt. Auch hier ist mit ähnlichen oder teils sogar tieferen Minima als in Schwarzau oder Gugu zu rechnen. Ein großer Vorteil des Standorts ist der Talverlauf. Während Schwarzau und Gugu bei bodennahen Ostwind gröbere Probleme aufweisen, kann Oberlainsitz bei derartigen Lagen ungestört auskühlen. Überlappt der synoptische Wind mit dem Talauswind, unterbindet die unermüdliche Durchmischung die Bildung eines Kaltluftsees. Es braucht am Ende des Tages also mehrere Stationen, um das gesamte Spektrum an Tallagen im Freiwald meteorologisch zu repräsentieren.

Die Station in Oberlainsitz ist messtechnisch auf TAWES Niveau, hat aber div. Schwächen bei der Spannungsversorung. Die Architektur ist nicht ausfallsicher und kann bei einzelnen Wetterlagen den Dienst versagen. Die Daten fließen auch nur in GSA interne Datenbanken, sind aber über folgenden Link immer und überall verfügbar:

https://oberlainsitz.tawes.at/

Wetterstation Oberlainsitz; Blickrichtung Nord

Kaltluftsee am 08.09.2023 in bzw. über Oberlainsitz

Schwarzau im Freiwald

Die ab Februar 2022 erfassten Daten waren durchgehend sehr zufriedenstellend. Im Frühjahr 2023 wurde daher beschlossen die Station zum vollwertigen TAWES Standort aufzuwerten. Von der vorgehenden Messreihe waren bereits einige Schwächen des aktuellen Standorts bekannt. Vor allem die Niederschlagsmessung genügte, aufgrund der Windexposition, nicht den hohen Qualitätsansprüchen. Auch die fehlende Schneehöhenerfassung war ein großes Manko. Zudem ermöglichte der verwendete Windmast keine Windmessung in 10 Meter Höhe.

Seit vergangene Woche sind die Arbeiten im Zuge der Aufrüstung abgeschlossen. Zu den Neuerungen gehören u.a. eine technisch komplett neue Architektur inkl. einem passenden Windmast. Der Wettergarten wurde aufgeteilt. Die Wetterhütte verbleibt am bisherigen Standort. Nahe der Hütte werden zusätzliche Bodentemperaturen zwischen -5cm und -50cm erfasst. Etwa 15 Meter entfernt steht der Mast mit einem klassischen 2D Ultraschall Anemometer an der Spitze.

200m entfernt wird nun windgeschützt der Niederschlag und die Schneehöhe erfasst. Da dieser Standort erhöht liegt, wird zudem eine 2. Temperaturmessung durchgeführt. Im naheliegenden Wohnhaus laufen die Daten in der TAWES Zentrale zusammen und werden für die Weiterverarbeitung passend aufbereitet. Im Wohnhaus entspringt auch die Spannungsversorgung für beide Standorte.

neuer Wettergarten der TAWES Schwarzau im Freiwald; Schneehöhen- inkl. Niederschlagmessung

Die neue Stationsarchitektur ermöglicht außerdem eine 1-minütige Datenbasis für ausgewählte Parameter. Einzusehen sind diese unter:

https://schwarzau.tawes.at

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