TAWES im Jahr 2023

“Der Name ändert sich, Service und Qualität bleiben” – ein passendes Motto für das TAWES Messnetz im Jahr 2023. Auch im “GeoSphere Austria-Gesetz” findet sich der Auftrag zum Betrieb und Erhalt meteorologischer Messstationen wieder. Somit ist die Existenz der TAWES Stationen bis auf weiteres  gesichert. Selbiges kann von der Marke ZAMG nicht behauptet werden. Nach über 170 Jahren ist der Name und damit die Marke leider Geschichte!

Standortverbesserungen

Auch im heurigen Jahr bleiben die Schwerpunkte ähnlich. Neben dem laufenden Betrieb und Erhalt von über 280 Stationen, ist vor allem die Verbesserung problematischer Standorte im Fokus. Die Übeltäter sind in der meteorologischen Szene durchaus bekannt. Einigen davon geht es heuer an den Kragen. Beginnend mit…

Seibersdorf

Seibersdorf genießt im TAWES Netz einen besonderen Status. Die Messreihe automatisch erfasster Werte reicht hier rekordverdächtig lange zurück. Der Standort wurde bereits im Juni 1982 mit einer TAWES der 1. Generation ausgestattet. Auch das berühmte Temperaturproblem gibt es schon länger. In den frühen 2000er fand aufgrund wiederkehrender Temperaturanomalien eine Referenzmessung im Wettergarten statt. Damals wie heute ist die Temperaturmessung grundsätzlich fehlerfrei. Die Ursache liegt eher am Standort.

Um das Problem endlich in den Griff zu bekommen und das nächste (mögliche) 40°C Dilemma à la 2013 zu verhindern, folgen im Sommer 2023 neue Referenzmessungen. Es werden zwei weitere Stationen installiert. Eine Station wenige hundert Meter von der aktuellen TAWES entfernt. Diese Station soll die Gründe der Temperaturausreißer näher beleuchten und einige Theorien auf Plausibilität prüfen. Eine zweite Station wird im Ort Seibersdorf installiert und dient der Erfassung eines repräsentativen Referenzwerts für die Ortschaft und nähere Umgebung.

Eine Versetzung der TAWES scheint mittlerweile unvermeidlich, da neben den unerklärlichen Temperaturspitzen auch ein größeres Bauvorhaben ab 2025/26 den Standort weiter abwerten wird.

Wolkersdorf und Stockerau

Beide Stationen wurden in vergangenen Blogeinträgen bereits mehrmals erwähnt. Nach ewig andauernden bürokratischen Hürden, dürfte es im Frühjahr 2023 für beide Standorte endlich so weit sein.

Die neue TAWES in Stockerau wird zusammen mit der ACG zur VAMES und hält am Flugplatz Stockerau Einzug. Sowohl die Parameter Wind und Temperatur/Feuchte dürften sich am neuen Standort deutlich verbessern. Die Qualität der Niederschlagserfassung wird eher nachlassen.

Im Fall Wolkersdorf erfolgt eine Aufteilung der Station. Der neue Wettergarten landet am Ortsrand. Wind- und Strahlungsmessung finden zukünftig auf einem Dach im Ortskern, ca. 15m über Boden statt.

Die alten Standorte beider Stationen bleiben mind. noch ein weiteres Jahr bestehen, um Vergleichsmessungen zu ermöglichen.

Bad Tatzmannsdorf 

Die völlig desolate Station bekommt in den nächsten Monaten eine Rundumerneuerung. Da sowohl die technische Ausstattung als auch der Standort mittlerweile unbrauchbar sind, erfolgt in Kooperation mit der Gemeinde ein Neuaufbau an einem neuen Standort. Die Charakteristiken der bisherigen Messreihen sollen erhalten bleiben.

Eine, für die gesamte Ortschaft, repräsentative Messung ist in Tatzmannsdorf grundsätzlich sehr schwierig. Etwa die Hälfte der bewohnten Fläche liegt exponiert am Hügel oder auf Anhöhen. Auf Talniveau(im Ortskern) sammelt sich in Strahlungsnächten gerne Kaltluft an, während erhöhte Ortsteile deutlich wärmer bleiben. Ähnliches gilt für den Wind. Die höher gelegenen Stadtteile profitierten von der Exposition.

Obwohl die ZAMG Klimastation in den 1960er und 70er Jahren auf einer Anhöhe stand, wurde die Ö3 Station ab 2004 nahe Talniveau platziert. Aus heutiger Sicht wies die Temperaturerfassung dieser Ö3 Station von Beginn an Mängel auf. Vor allem Temperaturmaxima und Mittelwerte aus den Sommermonaten sind mit Vorsicht zu genießen.

veraltete Ö3 Station Bad Tatzmannsdorf im Februar 2023

Jenbach

Im Herbst 2021 musste die Station kurzfristig vom alten Standort weichen. Seitdem wurde intensiv nach einem neuen Platz gesucht. Im Hinblick auf die bisherige Messreihe keine leichte Aufgabe. Vor allem das Talwindsystem soll am neuen Standort gleich bleiben. Auch die lokalen Begebenheiten sind teils komplex.

Im Jahr 2023 dürfte die Station auf einer freien und unverbauten Wiese, nahe dem alten Standort ein Comeback feiern. Da sich die Örtlichkeit in einem Überschwemmungsgebiet befindet, erfolgt die Montage der TAWES auf einer Plattform ähnlich einer modernen Hochgebirgsstation. Die Temperaturmessung ist daher ca. 3-4m über Boden.

Für einige weitere Stationen steht eine Standortversetzung im Raum. Der genaue Zeitplan oder die Durchführbarkeit ist noch unklar:

– Obergurgl, Kleinzicken, Klausen-Leopoldsdorf, Villach, Preitenegg

Schwarzau im Freiwald

Die bisher gewonnen Daten entsprechen klar den Vorstellungen und zeigen das Kältepotential der Region. Der Vergleich mit privaten Stationen zeigt auch, dass die auftretenden Temperaturen keinesfalls Einzelfälle sind. Sowohl im angrenzenden Weinsberger Wald, als auch im oberösterreichischen Teil des Freiwalds werden in bewohnten Tallagen ähnlich tiefe Temperaturen erreicht.

Im Zeitraum 2023/24 bekommt die Station daher ein Upgrade. Im Zuge einer Erweiterung der Stationsarchitektur, wird auch die Anzahl der erfassten Parameter erhöht. Außerdem erhält die Station einen fixen Mast und der Standort des Wettergartens wird weiter optimiert.

TAWES Schwarzau im Freiwald im Dezmeber 2022

Neue Stationen und Ideen für die Zukunft

Pabneukirchen

Seit geraumer Zeit schwebt eine Wiederbelebung der Station Pabneukirchen in OÖ seitens der Gemeinde im Raum. Bis Anfang der 2000er Jahre existierte im Ort eine Klimastation der ZAMG. Aufgrund des damals miserablen Standorts und fehlender Unterstützung der Gemeinde, wurde die Station schlussendlich aufgelassen. Im Zuge der 2. TAWES Erweiterung war im nahegelegenen Bad Zell schnell Ersatz gefunden. Seit 2008 verrichtet die TAWES dort nahe einem Hochbehälter ihren Dienst.

Der aktuell beworbene Standort liegt außerhalb von Pabneukirchen nahe dem Ortsteil Riedersdorf in einer spärlich bewohnten Senkenlage. Die erfassten Werte wären für den Ort Pabneukirchen wohl nur bedingt repräsentativ. Zudem ist ein Mehrwert für das TAWES Messnetz nicht wirklich erkennbar.

Ob die Station tatsächlich Realität wird, ist noch unklar.

Liebenau-Gugu

Beschlossene Sache ist hingegen eine ergänzende Temperaturmessung im Mühlviertel. Im Liebenauer Ortsteil Gugu erfolgt im Frühjahr 2023 die Aufstellung einer hochwertigen Temperaturstation. Erfasst werden die Parameter T/RH inkl. 5cm Temperatur und Bodenwind. Die Station wird die bewohnten Täler des oberösterreichischen Freiwalds erschließen. Die Messung ist vorerst befristet.

Ortsteil Gugu im Jänner 2023

Nieder Tauern/Sölktal/Donnersbachtal

Die letzte große Lücke im TAWES Netz liegt in den Niederen Tauern. Von Relevanz ist in der Region primär die Erfassung des Niederschlags. Die schweren Unwetterschäden im Sölktal von Juli 2010, August 2012 und August 2017 zeigen die Notwendigkeit hochwertiger Messungen. Darüber hinaus wären Nordstaulagen oder lokale Föhneffekte in der Region besser abgebildet.